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Die Menschheit den Klauen des Imperialismus entreißen

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Zum 100. Todestag Lenins

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Quelle: https://www.instagram.com/mesiasoners/

Von Lenin verfaßt worden ist die „Deklaration der Rechte des werktätigen und ausgebeuteten Volkes“ (angenommen vom dritten Gesamtrussischen Sowjetkongreß 25. (12.) Januar 1918): Sozialisierung des Grund und Bodens, Arbeiterkontrolle in der Produktion, Übergang aller Banken in das Eigentum des Arbeiter- und Bauernstaates, allgemeine Arbeitspflicht gegen und über die parasitären Schichten der Gesellschaft – das sind nur einige Stichworte aus der Deklaration, die als Ziel vorgibt, “…die Menschheit den Klauen des Finanzkapitals und des Imperialismus zu entreißen.“ [1] Das wohl wichtigste praktisch politische Dokument der Weltgeschichte ist heute in Vergessenheit geraten. In einer vom Kapital beherrschten Gesellschaft kann es auch gar nicht anders sein. Die dem Kapital ge/hörigen Massenmedien verbreiten heute stündlich, täglich, millionenfach die Deklaration der Rechte des parasitären und ausbeuterischen Kapitalistenpacks in Permanenz. Wir Kommunisten müssen diese ersten, hauptsächlich von Lenin und Stalin ausgearbeiteten Dekrete der Sowjetmacht wie einen Augapfel hüten, sie enthalten die Grundlagen für die Errichtung eines Arbeiter- und Bauernstaates. Angesichts der vom Kapital angelegten wildwuchernden Medienlandschaft ist dies einem Marsch durch einen dichten Dschungel vergleichbar, der kontinentale Ausmaße hat.

Für Lenin war entscheidend, daß der Kommunismus den Arbeitermassen als ihr eigenes Anliegen eingehen muß. Seine Genialität bestand darin, mit einfachen Mitteln, mit dem „Kleingedruckten“ zu arbeiten. Deshalb hielt er die Parteikader an, auf Versammlungen genauestens auf die Kritik gerade der “einfachen“ Arbeiter und Bauern zu achten, aufmerksam auch die lokalen Zeitungen zu studieren, einen regen Briefwechsel mit den Arbeitern und Bauern zu führen, das Netz der bolschewistischen Zeitungen mit ihren Arbeiter- und Bauernkorrespondenten immer engmaschiger zu knüpfen, die Zeitung als kollektiver Organisator, bei Massenveranstaltungen Gespräche zu führen, jedes Flugblatt genau zu analysieren, alle Beschwerden ernst zu nehmen. “Sehr aufmerksam verhielt sich Lenin zu den Zetteln, die er auf den verschiedenen Versammlungen, Kundgebungen, Konferenzen und Tagungen erhielt. Am 20. März 1921 übersandt er seinem Sekretär eine Menge solcher Zettel und gab ihm den Auftrag: Alles sammeln, nach Themen gliedern, ein Verzeichnis machen, mir zeigen.“ [2]

Wenn geschrieben steht, seine Genialität bestand darin, mit einfachen Mitteln, mit dem Kleingedruckten zu arbeiten, so macht dies doch nur die halbe Genialität Lenins aus. Lenin wäre wohl ein herausragender Politiker gewesen, wenn nicht noch eine andere Komponente der Genialität hinzukäme. Man könnte sagen, eine „klassische“ Komponente, wie sie der englische Dichter Edward Young prägte und die bestimmend wurde für den Geniebegriff der Klassik in der Literatur. “Regeln sind wie Krücken, eine notwendige Hilfe für den Lahmen, aber ein Hindernis für den Gesunden. Ein Homer wirft sie von sich.“ Plechanow hatte so Unrecht nicht, als er die Aprilthesen eine “Fieberphantasie“ nannte, mit der Lenin alles aufs Spiel setzte und als sich wenige Tage nach der Oktoberrevolution der Oberbefehlshaber der russischen Vierzehnmillionenarmee General Duchonin weigerte, einen Befehl des Rates der Volkskommissare auszuführen (unverzüglich Waffenstillstandsverhandlungen mit den Deutschen aufzunehmen), setzte Lenin in einen Sonderbefehl über die Köpfe des Kommandeurskorps Duchonin ab und ersetzte ihn durch den blutjungen Matrosen Krylenko. Sodann richtete er einen Aufruf an die Soldaten, die Generale zu verhaften. “Es war ein Sprung ins Ungewisse. Aber Lenin fürchtete diesen Sprung nicht…“ [3] In diese Richtung geht auch Stalins Äußerung in seinem Referat vom 1. November 1926: “Über die Gefahr der sozialdemokratischen Abweichung in unserer Partei“: „Engels würde sich, wenn er noch lebte, nicht an die alte Formel (alte Formel aus den Grundsätzen des Kommunismus von 1847: es kann keinen Sozialismus in einem Land geben/H.A,) klammern, sondern er würde im Gegenteil unsere Revolution aus vollem Herzen begrüßen und sagen: ‘Zum Teufel mit allen alten Formeln, es lebe die siegreiche Revolution in der UdSSR‘.“ [4] Wieviel fruchtbare Energie wird heute in marxistisch-leninistischen Kreisen durch wenig ergiebige Zitatenstreitigkeiten vergeudet.

Statt hochtrabender Reden Mitarbeit am Subbotnik, die Jugend muß lernen, lernen, lernen, aber nicht auf alte Art. „Nur in der gemeinsamen Arbeit mit den Arbeitern und Bauern kann man ein wahrer Kommunist werden.“ [5] Ein einfacher Satz – und doch enthält er die Genialität Lenins. Ein Revolutionär, der nicht von den Massen lernt, ist verloren. Auch Marx lernte von ihnen und mit ihnen im Kampf. [6] Lenin vertraute dem proletarischen Klasseninstinkt im Gegensatz zu den belesenen und „hochgebildeten“, in der Geschichte der Revolution bewanderten Bolschewiki. „Von den Massen lernen, den Sinn ihres Handelns erfassen, die praktische Erfahrung des Kampfes der Massen sorgfältig studieren …. In den Tagen der Wendepunkte der Revolution blühte er gleichsam auf, wurde zum Hellseher, erriet die Bewegung der Klassen und die wahrscheinlichen Zickzackwege der Revolution, sah sie ganz klar vor sich. Nicht umsonst heißt es in unseren Parteikreisen, daß ‘Iljitsch in den Wellen der Revolution zu schwimmen versteht wie der Fisch im Wasser‘.“ [7] Man sagt, Lenin sei ein pragmatischer Politiker durch und durch gewesen und sein Pragmatismus spiegele sich besonders in der “knochentrockenen“ Schrift: Was tun? wider. Aber gerade in dieser Schrift wirft er den Bolschewiki selbstkritisch vor, daß sie zu wenig träumen. Ein Revolutionär, der nicht auch träumt, kommt über den alten Weltzustand nicht hinaus.

Heinz Ahlreip

Quellen:

[1] W.I. Lenin: Die ersten Dekrete der Sowjetmacht, in: Ausgabe zur Lenin-Hundertjahrfeier, herausgegeben von Juri Achapkin, Berlin Verlag 1970, S. 89

[2] B. Jakowlew: Lenin über die operative Beweglichkeit in der organisatorischen Arbeit, in: M. Glasser, A. Primakowski, B. Jakowlew: Studieren Propagieren Organisieren, Drei Texte zu den Arbeitsmethoden von Marx, Engels, Lenin und Stalin, Verlag Olga Benario und Herbert Baum, S. 156

[3] J.W. Stalin: Über Lenin, in: Stalin Werke Band 6, Dietz Verlag Berlin 1952, S. 57

[4] J.W. Stalin: Über die Gefahr der sozialdemokratischen Abweichung in unserer Partei, in: Stalin Werke Band 8, Dietz Verlag Berlin 1952, S. 271

[5] W.I. Lenin: Die Aufgaben der Jugendverbände, in: Lenin, Ausgewählte Werke, Progress Verlag Moskau, 1917, S. 681

[6] Vergleiche W.I. Lenin: Vorwort zur russischen Übersetzung der Briefe von K. Marx an L. Kugelmann, in: Lenin Werke Band 12, Dietz Verlag Berlin, 1959, S. 103

[7] J.W. Stalin: Über Lenin, in: Stalin Werke Band 6, Dietz Verlag Berlin 1952, S. 54 f.

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