Fernsehfilm „Nackt unter Wölfen“ - Fallen Bestien vom Himmel?

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von Harry Popow - am 02.04.2015 auf Kommunisten-Online veröffentlicht

„Nackt unter Wölfen“, am ersten April im ARD. Was sagte der Regisseur am Abend zuvor im TV? Er habe den gleichnamigen DDR-Film gesehen und war sehr gerührt. Er aber habe es anders gemacht, den heutigen Sehgewohnheiten angepasst.

Als einstige DDR-Bürger, die diesen hochdramatischen Film mit Erwin Geschonneck und Armin Müller-Stahl ebenfalls gesehen hatten, fragten wir uns, wohin wohl die Reise gehen wird mit den „neuen Sichten“. Denn damals fühlten wir mit Herz und Kopf, in einem Staat zu leben, der vom Grundsatz her absolut antifaschistisch geprägt war. Das machte mich persönlich stolz, sehr sogar. Und so nimmt man die atemberaubende Bestialität der faschistischen Mordbanden im Lager in diesem neuen Film sehr wohl zur Kenntnis. Sehr gut gebaute Szenen, die ans Herz gingen. Und dann? Es fehlten meiner Ansicht nach die deutliche politische und gesellschaftskritische innerliche Motivierung der Widerständler, die sich um den kleinen Jungen bemühten. Hatten sie keine Visionen von einem künftigen friedlichen Deutschland, keinen Schwur geleistet, so einen Wahnsinn nie wieder zuzulassen? Und welche verbrecherische Ideologie trieb die Naziverbrecher zu ihren Bluttaten? In den Lagern und auf dem weltweiten Schlachtfeld? Fielen die Bestien vom Himmel? Von wem wurden sie unterstützt?

So blieb das Kind eigentlich nur Symbolfigur für den Überlebenswillen der KZ-Insassen. Darauf wurde die Botschaft des Films reduziert. Man fragt sich, wo bleibt angesichts heutiger Gefahren für die bürgerliche Demokratie, für Frieden in Europa und darüber hinaus das vermittelnde Vermächtnis an die Heutigen? Kein Wort der Mahnung, keine Silbe davon, gefährlicher werdenden Zeiten – vor allem der neu aufkommenden neonazistischen Umtriebe – aktiv entgegenzutreten? Der Regisseur fühlte sich durch den DDR-Film sehr angeregt? Sein Herz mag  betroffen gewesen sein, sein Tiefsinn blieb dabei wohl außen vor? Neoliberale Anpassungs-Ideologie läßt grüssen.

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