Immobilienhaie bauen nicht, sie verbauen der Jugend die Zukunft
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- Kategorie: DRF online
- Veröffentlicht am Donnerstag, 24. August 2023 09:00
- Geschrieben von estro
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In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 4. August 2023 finden wir im Wirtschaftsteil zwei Artikel über die die Situation auf dem Mietermarkt verschärfenden Wohnungsmangellage, die inhaltlich zusammengehören, aber getrennt aufgeführt werden. Auf Seite 17 lautet die Überschrift eines Artikels von Julia Löhr (Berlin) ‘Umkämpfter Wohnraum‘, in dem die horrend steigenden Zahlen der Mieterhöhungen aufgeführt werden, und auf Seite 20 ein Artikel von Jan Hauser (Frankfurt): ‘Am Bau ziehen dunkle Wolken auf‘, in dem es laut Untertitel um die Ängste in der Immobilienwirtschaft geht. Beide werden hier zusammengefaßt. Der Artikel von Frau Löhr beginnt mit einem Satz, der nur diejenigen schocken kann, die sich über das Wesen des menschenverachtenden Raubtierkapitalismus wenig Gedanken gemacht haben: “Die Zahlen lassen jeden schaudern, der in einer deutschen Großstadt eine Mietwohnung sucht. Um 20 Prozent sind die Angebotsmieten in Berlin binnen eines Jahres gestiegen“. Der Sprung in Berlin ging bei der Kaltmiete von 11,02 € auf 13,23 € je Quadratmeter. In München werden Wohnungen für 18,94 € inseriert, in Frankfurt für 14,56 €. Ein Ende des Preisauftriebs ist nicht in Sicht. Das ist ein richtiger Satz in dem Artikel einer bürgerlichen Journalistin, ein vom System erzwungenes Eingeständnis. Soweit die Angaben in der FAZ. Damit ist für die große Masse des deutschen Volkes ein ausreichend großer Wohnraum in einer Großstadt unerschwinglich. Alle Wahlversprechungen der Politiker der kleinbürgerlichen und bürgerlichen Parteien haben sich im Antlitz der Anarchie der Produktion im Kapitalismus, der Unmöglichkeit einer wissenschaftlichen Marktentwicklungsprognose, als bewußte Versprecher erwiesen. Politische Wahlen im Kapitalismus beinhalten, wenn die Arbeiter mit wachem Geist an den Wahlkampfständen vorbeigehen, daß dort Trickbetrüger das Wort führen und das Blaue vom Himmel herunterlügen. Ein Grundgebot des Marxismus-Leninismus lautet dann auch: Geldgierige bürgerliche Politiker nicht danach zu beurteilen, wie sie reden, sondern danach, wie sie handeln. Hat nicht die Ampelkoalition eine Neubauoffensive mit 400 000 neuen Wohnungen pro Jahr versprochen? In den zehn einwohnerstärksten Städten der BRD ist 2022 die Zahl der Einwohner um 211 500 gestiegen. Es liegt dies nicht nur an den Ukraineflüchtlingen, räumt selbst die FAZ ein. Welches Verhältnis lag nun in den zehn großen Städten 2022 vor? 211 500 Einwohner zu 48 000 neue Wohnungen, das Wohnungsproblem wird im Kapitalismus unter 25 % gelöst. In Berlin 77 800 neue Einwohner zu 17 300 Wohnungen, in Frankfurt 14 000 zu knapp 3 000, Stuttgart 6300 zu etwas über 1000 zusätzliche Wohnungen. Ein Verbändebündnis schätzte (schätzte, obwohl es ein Statistisches Bundesamt gibt) die Zahl der fehlenden Wohnungen auf 700 000. Nicht einmal zu einer präzisen Angabe sind die Immobilienhaie in der Lage. Wie soll es da zu Problemlösungen kommen? Politiker können reden und reden, soviel sie wollen; das ganze Wohnungssystem ist im Kapitalismus so angelegt, daß die Arbeiterklasse die Immobilienhaie immer reicher machen muß. Ist die Ausbeutung des Arbeiters in der Fabrik beendet, fällt der Vermieter über ihn her und andere Teile der Bevölkerung, zum Beispiel die Lebensmittelindustrie mit ihren zu Erkrankungen führenden Tricks. Ausbeutung bedeutet im Kapitalismus Ausbeutung, Siechtum und Verelendung rund um die Uhr.
Die FAZ sieht in dem Mißverhältnis von Angebot und Nachfrage, also im rein kapitalistischen Kontext, die Ursache für die schwindelerregenden Miethöhen, aber im Kapitalismus als eine ständig Normen durchbrechende Wirtschaftsform kann es auf keinem Markt eine zufriedenstellende Proportion geben. Es kracht an allen Ecken und Enden der Welt. Das größte private deutsche Wohnungsunternehmen Vonovia hat für dieses Jahr und für das nächste keine Neubauvorhaben in Aussicht gestellt, Baupläne bleiben in der Schublade, Projektentwickler geben auf, sie haben Grundstücke gekauft, scheitern aber am Abverkauf der Wohnungen. Bauunternehmer rechnen nach neuesten Umfragen in diesem Jahr bei vorliegendem Arbeitskräftemangel mit höheren Personalausgaben um 6 %, steigenden Materialkosten und strengeren energetischen Vorgaben. Der Berater Ralf Sauter spricht von einer Schockstarre. Die Zahl der Insolvenzen kleinerer Bauunternehmer steigt bei Rückgang der Wohnungskäufe, im März auf 191 im Baugewerbe und auf 49 im Grundstücks- und Wohnungswesen. Hinzu kommt, daß jedes fünfte Bauunternehmen mindestens 1 x im Jahr Opfer einer Cyberattacke wird.
Vonovia sagt, daß es keinen Sinn mache, unter den aktuellen Rahmenbedingungen Wohnungen zu bauen! Vonovia wird bauen, wenn 17 bis 20 € Kaltmiete pro Quadratmiete drin sind. Eine kapitalistische Wohnungsbauoffensive ist, was man leicht vorhersehen konnte, ganz offensichtlich in eine Sackgasse geraten. Der Vorstandsvorsitzende von Vonovia Rolf Buch stellt nüchtern fest, daß sich das die Menschen nicht leisten können. So befriedigt im Kapitalismus das Angebot die Nachfrage. Der Staat verursacht mit seinen Abgaben, Auflagen und Notarskosten 37 % der Kosten am Bau.
Realistisch sind ja diese Immobilienhaie, sie bauen nicht, wir verbauen, so Buch, jungen Menschen und jungen Familien, die in die Großstadt ziehen wollen, die Zukunft. Auf der anderen Seite halten die Zinserhöhungen mittlerweile von 4 % vom Kauf von Wohnraum ab, zugleich haben sie die Finanzierungskosten steigen lassen. Mieter bleiben in den angemieteten Wohnungen, solange es geht. Die Zahl der Obdachlosen wird weiter ansteigen, Tote bei Minusgraden. Diese werden in beiden Artikeln der FAZ, dem Blatt des Finanzkapitals nicht erwähnt. Für diese armen Kreaturen hat Engels in seiner Schrift zur Wohnungsfrage den Hinweis der Bequartierung leerstehenden Wohnraums gegeben. Das kann aber nur unter einer Arbeiter- und Bauernregierung vorgenommen werden, eine Ampel aus Volksfeinden steht permanent auf rot gegen jegliche sozialen Verbesserungen. Die Zahlen lassen schaudern, schreibt die bürgerliche Journalistin Julia Löhr gleich zu Beginn ihres Artikels. Gerichtsvollzieher haben Hochkonjunktur, Zwangsräumungen sind an der Tagesordnung. Fassen wir zusammen: Die Lage ist heute so, daß die Bankiers ins Minus reißen, die Ärzte mit ihrem sich bereichernden Pillenrausch in chronische Krankheiten, die Immobilienhaie in die Obdachlosigkeit. BRD BRD über alles in der Welt. Die BRD ist eine Fehlkonstruktion, aber auch die letzte ihrer Art. Die Ampelwähler haben sich einer raffgierigen Klasse anvertraut, die nach der Devise lebt: Nach uns die Sintflut, wollen wir verschuldete Kinder und Enkel, chronisch kranke Kinder und Enkel? Obdachlose Kinder und Enkel? Die Staatsverschuldung ist so hoch, daß jedes Kind bereits mit 28 000 € Schulden zur Welt kommt. Es ist eine gesellschaftswissenschaftlich abgesicherte Tatsache, daß diese Tendenz unbedingt steigend ist bei Weiterbestand eines Staates, der frech und dreist als nationales Kriegswerkzeug des Kapitals gegen die Arbeit auftritt, das Volk verhöhnt. Eine dekadente Klasse muß sterben, sie kann sich nicht auf wundersame Weise regenerieren, sie kann nur Unheil über das deutsche Volk bringen, das dieses selbstverständlich selbst abschaffen kann.
Heinz Ahlreip